Suppe. Warmherzig.

Bugün hastayım, heute bin ich krank. Immer noch. Weils besser ging als gestern, bin ich trotzdem zur Schule gegangen. Die Reaktion war herzerwärmend.
Gewürz in der Suppe wärmt zusätzlich

Lieber Simon, du wolltest etwas über die Menschen wissen. Es gibt so viel zu erzählen. Betrachte dies als Beispiel der Gastfreundschaft hier.

Angefangen hat alles schon am dritten Tag, als mein Magen plötzlich gemerkt hat, dass er nicht zu Hause war. Da habe ich neue Wörter gelernt: „Eczane“ (Apotheke) und „mide“ (Magen). Meine Freunde haben mir den ganzen Tag durch WhatsApps geschrieben und sich nach meinem Befinden erkundigt, die Hausapotheke durchsucht und mir – trotzdem! – von der ausgezeichneten Küche des Schwarzen Meers vorgeschwärmt. Nach einigen Tagen war der Magen wieder in Ordnung und das Schwarze Meer wurde ausgiebig genossen. Selahattin abı (grosser Bruder Selahattin) machte das Ganze unvergesslich, weil er nur ganz wenig Englisch spricht, dafür ungehemmt auf Türkisch auf mich einredet.

Mit dem kühlen Wetter hat mich die übliche Herbsterkältung erwischt. Ich stecke mitten in der Trilogie Halsschmerzen, Schnupfen, Husten. Vielleicht bleibt der Husten aus. Wäre schön.

Meine Lehrerin war gestern sehr besorgt, als ich zu Hause blieb, und empfahl mir „karabiber çorbası“ (Schwarzer-Pfeffer-Suppe). Heute erfuhr ich dann, was es damit auf sich hat. Türkische Männer gehen nicht gern zum Arzt, sagten sie mir in der Schule. Deshalb bereiten die Frauen Suppen zu, als «natürliche Antibiotika».

Die Mutter meiner Lehrerin lässt im Sommer während mehreren Wochen verschiedenste Zutaten an der Sonne trocknen. Daraus stellt sie eine Art Trockenpulver her, das im Winter dann zu einer Suppe aufgekocht wird. Die Suppe wird gewürzt aufgetischt, meine Lehrerin hat mir aber auf einem Tellerchen noch mehr schwarzen Pfeffer, getrocknete rote Pfefferschoten und Thymian serviert. Danach war mir schön warm.

Afiyet olsun – guten Appetit!